Vertreibung und Diaspora.

Auf den Spuren der Natchez

 

Auszüge aus "Vertreibung und Diaspora im nordamerikanischen Südosten. Auf den Spuren der Natchez":

Der Südostens Nordamerikas vor der Vertreibung der Indigenen. Karte: copyright: Angelika Fröch, Arbeitskreis Indianer

 

 

 

Die Spannungen zwischen Einheimischen  und Franzosen nahmen zu, als unter Ludwig XIV. ein Privatinvestor dafür sorgen sollte, dass die bislang unrentable Kolonie Gewinn abwarf. Im Zuge dieser Bestrebungen wurde im Gebiet der Natchez ein Handelsposten und 1716 nach dem sog. Ersten Natchez-Krieg zur Befestigung dieses Postens ein Fort, das Fort Rosalie, errichtet.  .  .  . 

Die Verwaltung der Kolonie Louisiana durch die Indienkompagnie und die vermehrte Ansiedlung von Kolonisten aus dem Mutterland sollten dazu dienen, die Kontrolle über die Kolonie zu verstärken. . . . .

Eine der Aufgaben der Indienkompagnie war es, Landrechte an Privatpersonen zu vergeben. Ein großer Teil der Neuankömmlinge siedelte sich auf dem Land der Natchez an, um dort Anbau zu betreiben. . . . .

1729 kam es zu einem letzten Aufbegehren der Natchez gegen die Kolonialmacht, dessen Auslöser eskalierende Streitigkeiten um Land waren. . . . .

Der Aufstand wurde von den Franzosen blutig niedergeschlagen. Hunderte Natchez, Männer, Frauen und Kinder, wurden als Sklaven nach Santo Domingo verschleppt, einige blieben in der Nähe ihrer Heimat und führten dort eine Art Guerilla-Krieg und die meisten suchten Zuflucht bei ihren Verbündeten, den Chickasaw. . . . . 

Bei den Chickasaw trafen die Natchez auf eine in sich gespaltene Gesellschaft. Die Region, in der die Chickasaw an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert lebten, war sowohl für die Engländer als auch die Franzosen von Bedeutung. Frankreich benötigte diese Region im nördlichen Teil des heutigen Bundesstaates Mississippi, um eine Verbindung zwischen französisch Louisiana und Kanada herzustellen, und England wollte im Zuge seines Vordringens von Ost nach West genau diese Verbindung verhindern (Johnson et al., 2008: 5). Diese exponierte Lage führte dazu, dass die zwei Hälften, in die die Chickasaw-Gesellschaft gegliedert war, die rote und die weiße Hälfte oder die Hälfte der "Großen Prärie" und die der "Kleinen Prärie", eine Bezeichnung, die die Franzosen erfunden hatten, sich der jeweils anderen Kolonialmacht zuwandten. Die weiße Hälfte, die den Franzosen zuneigte, widersetzte sich der Aufnahme der Natchez, während die rote Hälfte, die mit den Engländern sympathisierte, die Flüchtlinge in ihren Reihen akzeptierte (Johnson et al. 2008: 8). Archäologische Belege bestätigen, dass die geflohenen Natchez vor allem in den pro-englischen Dörfern Aufnahme fanden (Johnson in McEwan, 2000: 98). Die weiße Hälfte ging in ihrem Wiederstand gegen die Neu-Ankömmlinge sogar so weit, Verhandlungen mit den Franzosen über eine Auslieferung der Natchez zu führen (Johnson et al., 2008: 8). Der Friedenshäuptling, der in einem Dorf der weißen Hälfte lebte, drohte damit, sich den Verbündeten der Franzosen, den Choctaw zuzuwenden (Johnson in McEwan, 2000: 104). Allerdings war auch die rote Hälfte sich ihrer Sache nicht uneingeschränkt sicher, obwohl sie sich einer Übergabe der Natchez an die Franzosen erfolgreich widersetzte (Johnson et al., 2008: 8, 23). Dies dürfte ihr dadurch erleichtert worden sein, dass sie von den Engländern mit großen Mengen an Waffen und Munition versorgt wurde (Johnson et al., 23). Die Natchez-Frage blieb ungelöst und war weiterhin ein Grund andauernder Streitigkeiten zwischen Chickasaw und Franzosen. An der Weigerung, die Natchez auszuliefern, scheiterte das Zustandekommen eines Bündnisses zwischen Chickasaw und Franzosen mit der Folge militärischer Angriffe der französischen Kolonialtruppen auf Chickasaw-Dörfer (Johnson in McEwan, 2000: 97). Als ein Teil der Chickasaw weiter nach Osten bis nach South Carolina und Georgia zog, um sich am Savannah-River und damit näher bei ihren englischen Verbündeten niederzulassen, begleitete sie eine Gruppe von Natchez. . . . .

In ihrer neuen Heimat kamen die Natchez mit den benachbarten Cherokee, einem weiteren Verbündeten der Engländer, in Kontakt. Das Fehlen der uneingeschränkten Unterstützung aller Chickasaw-Gruppen dürfte sich günstig auf die Annäherung an die Cherokee ausgewirkt haben. Die Cherokee siedelten in fünf geografischen Bezirken, die aus mehreren Dörfern bestanden (Schroedl in McEwan, 2000: 204 f.).  . . . . 

 

 

Leseprobe

Bibliografische Angaben zu "Vertreibung und Diaspora im nordamerikanischen Südosten. Auf den Spuren der Natchez"

Karl-Hermann Hörner:

Vertreibung und Diaspora im nordamerikanischen Südosten. Auf den Spuren der Natchez.

München 2023.

Erschienen im GRIN-Verlag, München.

Das Buch ist sowohl als e-Book als auch als Print-Book lieferbar.

Preis:

E-Book:   29.99 €.

Print-Book:  42.95 €.

Umfang:

166 Seiten. 

ISBN (Buch):

9783346573971.

ISBN (e-book):

9783346573964.


Zu dem vorgestellten Band über die Vertreibung der Natchez ist eine Übersetzerin oder ein Übersetzer in das amerikanische Englisch als Co-Autor oder -Autorin herzlich willkommen. Eine Kontaktaufnahme über kh.hoerner@hotmail.com wird kurzfristig beantwortet.


Weitere Aufzeichnungen zur Vertreibung der Natchez:

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf     https://www.arbeitskreis-indianer.at